Appell

Diese Website wurde aus dem Anliegen heraus erstellt, Informationen zugänglich zu machen, die bisher noch nicht ausreichend wahrgenommen werden. Als Projektleiterin des MFM-Projektes®, als Beraterin an Schulen zu Themen rund um Sexualaufklärung, als Ausbilderin für NFP-Beraterinnen und langjährige Dozentin an der medizinischen Fakultät an der LMU München und der Fachhochschule für Sozialpädagogik in München, sehe ich es als nicht länger verantwortbar an, die lückenhafte Aufklärungspraxis schweigend hinzunehmen.

Letztendlicher Auslöser für diese Veröffentlichung war ein Aufklärungsabend zu "Zyklus, Fruchtbarkeit und Verhütung“ für minderjährige Schwangere und Mütter in einem Betreuungsheim in München. Bei der Thematik "Fruchtbare Zeit - Wann bin ich fruchtbar? Wann im Zyklus kann ich schwanger werden?“ musste ich eine erschütternde Erfahrung machen: Von den anwesenden 13 Mädchen hatten 5 Mädchen ihr Wissen aus dem Biologie- und Aufklärungsunterricht angewendet und wurden auf diese Weise ungeplant schwanger.

Diese Fälle begegnen mir leider immer wieder. In meinen Vorlesungen und meiner Beratungstätigkeit lerne ich nicht selten erwachsene Frauen kennen, die ungeplant schwanger geworden sind, weil sie das im Biologie- und Aufklärungsunterricht erlernte Wissen angewandt haben.

Dieses Wissen ist offizieller Bestandteil des Biologie- und Aufklärungsunterrichtes an unseren Schulen. Es wird schriftlich verbreitet in Biologie- und Aufklärungsbüchern und wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von den Jugendlichen als Kenntnis vom „richtigen Empfängniszeitpunkt“ eingefordert.

Dieses Wissen ist nicht grundsätzlich falsch, es handelt sich jedoch um grobe Vereinfachungen und gefährliche Verallgemeinerungen, die nicht dem aktuellen, medizinischen Wissensstand entsprechen und die bei dieser Thematik auf keinen Fall zulässig sind und zu schwerwiegenden Konsequenzen führen.

Wenn es allerdings unser Anliegen ist, ungeplante Schwangerschaften und Abtreibungen bei Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen zu vermeiden, dann müssen wir mit allem Nachdruck dafür sorgen, dass das Wissen um die fruchtbare Zeit im Zyklus „alltagstauglich“ aufbereitet wird und gefährliche Vereinfachungen aus unseren Köpfen und unseren Lehrbüchern verschwinden. Denn angewandtes Schulwissen darf nicht zum Risiko werden für ungeplante Schwangerschaften und Abtreibungen!